„ARBEITE AN DIR SELBST“
Freimaurer-Arbeit … was sie für uns bedeutet „Arbeit am rauen Stein“ – dieser symbolische Begriff geht zurück auf das Brauchtum der Steinmetz-Bruderschaften und Werkmaurer der mittelalterlichen Dombauhütten. „Arbeit am rauen Stein“ bedeutet für uns Arbeit an uns selbst und Erziehung zu Duldsamkeit, Nächstenliebe und gesellschaftlicher Verantwortung. Wir bezeichnen dies als „Königliche Kunst“.
Eine Gemeinschaft von weltweit brüderlich verbundenen Menschen Unsere Bruderschaft gehört der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland – dem Freimaurer-Orden (FO) – an. Durch sie sind wir Teil einer Gemeinschaft von vier Millionen weltweit brüderlich verbundenen Menschen. Unsere besondere Lehrart geht aus von der „alleinigen Lehre Jesu Christi, wie sie in der Heiligen Schrift enthalten ist“ (aus der Ordensregel –in zeitgemäße Form gebracht ist diese Aussage in der 8. der „8 THESEN ZUR FREIMAUREREI“). Die Zugehörigkeit zu einer Kirche wird nicht verlangt. Allerdings nennen wir uns „Brüder“, weil wir davon überzeugt sind, alle Kinder Gottes zu sein. (Zu Ihrem Gottesverständnis beantworten Sie sich selbst die Frage im letzten Satz zur 8. These.)
Die Logen sind keine Geheimbünde Wohl halten wir gewisse Dinge geheim, obschon die „profane“ Welt durch allerlei Schriften sich darüber unterrichten könnte; wir reden mit niemand darüber, weil sie ohne Deutung doch nicht verstanden werden können. Das eigentliche Geheimnis der Freimaurer aber sind sie nicht; es sind vielmehr die Erkenntnisse über Gott und uns selbst, die nur in tiefstem Schweigen erfahren werden und sich vor unserem seelischen Auge einstellen, am ehesten wenn wir es nicht vermuten – immer vorausgesetzt, dass wir an uns arbeiten.
Freimaurerisches Geheimnis Wir wollen aber nicht verschweigen, dass Freimaurer tatsächlich ein traditionelles „Geheimnis“ bewahren. Damit ist das gemeinsame symbolhafte Erlebnis unserer internen rituellen Zusammenkünfte, die wir „Arbeit“ nennen, gemeint. Über dieses Erlebnis, das jeder einzelne Bruder auf seine besondere Weise mit Verstand und Gefühl individuell empfindet, spricht er grundsätzlich nicht mit einem Menschen, der kein Freimaurer ist.
„Arbeite an Dir selbst“ heißt unsere oberste Regel Die aus Vertrauen, Brüderlichkeit und Duldsamkeit erwachsene Hinwendung zum „Du“ des anderen bedeutet jedoch kein einfaches sich Verlassen auf ein Kollektiv von Menschen. „Arbeite an Dir selbst“ heißt die oberste Regel der Freimaurer.
Freimaurerlogen sind geschlossene Gesellschaften mit offenen Herzen Geschlossen sind die Logen im Sinne von Zusammenschluss, offen im Sinne von Aufgeschlossenheit. Logen erfüllen eine besondere, am Mitmenschen orientierte Aufgabe. Wir leben in einer vorwiegend materialistisch geprägten Gesellschaft. Deren Pluralismus suggeriert Offenheit, führt in Wahrheit aber eher zu Gleichgültigkeit. Der moderne Mensch fühlt sich – nicht nur materiell, sondern auch ideell – desorientiert. In der Folge beklagt er den Mangel an geistigen Werten. Hier haben nach unserer Überzeugung die Freimaurerlogen eine besondere Daseinsberechtigung. Wir Freimaurer wollen auf eine Geisteshaltung hinweisen, von deren Richtigkeit wir zutiefst überzeugt sind. In unserem traditionellen Brauchtum – wir nennen es „Lehr- und Übungsweise“ – finden sich Denkanstöße von unverminderter Aktualität. Nur über den Einzelnen und dessen persönliches Beispiel kann die Gesellschaft humaner werden. So sind die sittlichen Werte und Überzeugungen, die unsere Logen in ihren Mitgliedern zu wecken und stärken versuchen, unmittelbar am Mitmenschen orientiert. Die schon erwähnte, nur den Freimaurern eigene „Lehr- und Übungsweise“ (s. dazu ebenfalls die 8. der „8 THESEN ZUR FREIMAUREREI“) bedarf uneingeschränkter Offenheit im Umgang miteinander. Offenheit aber entwickelt sich nur in absoluter Geschlossenheit.
Freimaurer bieten Weg und Ziel Früher hatten Menschen vielleicht eine Vorstellung vom Ziel – aber keinen Weg. Heute werden alle möglichen Wege geboten, aber kein Ziel. Wir Freimaurer bieten beides: Weg und Ziel.
„Frei von Ideologie“ bedeutet für uns die Absage an jeden Totalitätsanspruch Toleranz ist für uns nicht gleichgültiges Gewährenlassen, sondern eine Geisteshaltung, die aus steter Arbeit an sich selbst und aus dem Wissen um menschliche Schwächen und Unzulänglichkeiten erwächst. Für uns bedeutet „Frei von Ideologie“ daher die Absage an jeden Totalitätsanspruch. Diktaturen, wie z. B. das so genannte Dritte Reich des Nationalsozialismus haben die Freimaurer deshalb unnachsichtig verfolgt. Auch in der Sowjetunion und allen anderen Staaten des Warschauer Paktes wurde jegliche freimaurerische Arbeit unterdrückt.
Wir sind kein elitärer Club Unsere Bruderschaft vereint Männer aus allen Schichten der Gesellschaft: z. B. Freiberufler, Beamte, Angestellte, Arbeiter, Handwerker, Industrielle, Kaufleute, Ingenieure, Informatiker, Politiker, Ärzte, Juristen,Theologen, Pädagogen, Künstler und Journalisten. Bei uns finden also Männer verschiedenster beruflicher und sozialer Herkunft zu brüderlicher Gleichheit. Es gibt keinen Vorzug des Standes, des Ranges oder der Bildung.
Freiheitliche Grundrechte und Gewaltenteilung sind Ergebnisse des Mitwirkens von Brüdern Freimaurern Viele bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte waren Freimaurer. In Deutschland sicherte Friedrich der Große Glaubens- und Gewissensfreiheit. Er schuf den ersten Rechtsstaat der modernen Geschichte auf deutschem Boden. Die Verankerung der Grundrechte und der Gewaltenteilung in der amerikanischen Verfassung und der Staatsordnung Frankreichs zu Beginn der französischen Revolution 1791 ist ein Ergebnis des maßgeblichen Mitwirkens von Freimau-rerbrüdern. Freimaurerbruderschaften halfen den Frieden fördern. So reichten sich nach dem Ersten Weltkrieg der französische Premierminister Aristide Briand und der deutsche Außenminister Gustav Stresemann zum Erstaunen vieler Zeitgenossen über die Grenzen hinweg die Hände. Zwei Erbfeinde schlossen Frieden. Die Kraft der Bruderschaft war größer. Beide waren Freimaurer.
In zehn Erkenntnisstufen vollzieht sich unsere Arbeit Als weiterhin Suchende beschreiten Freimaurer einen langen Weg zu Selbsterkenntnis und Selbstverständnis. Einen großen Teil unserer Arbeit verrichten wir während der Zusammenkünfte in unserem Versammlungsraum, den wir als „Tempel“ bezeichnen. Es besteht eine grundsätzliche Übereinstimmung in den Grundzügen freimaurerisch-ritueller Arbeit für alle sogenannten „regulären“ Großlogen der Welt. Grundlage bilden nach wie vor die „Alten Pflichten“, die von der Großloge von England im Jahr 1723 erlassene Konstitution. Im Unterschied zur Mehrheit aller Freimaurer-Großlogen der Welt, die lediglich in den sogenannten „drei symbolischen Graden“ der Johannisloge (1. Grad: Lehrling, 2. Grad: Geselle, 3. Grad: Meister) arbeiten, vollzieht sich die rituelle Arbeit deckungsgleich in allen Logen der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland – Freimaurer-Orden – also auch in unserer Loge, in 10 Graden, die wir auch als „Erkenntnisstufen“ bezeichnen. Dabei führt der Erkenntnisweg ausgehend von der ersten Abteilung in unserer Johannisloge „Wilhelm zur Unsterblichkeit“ in Frankfurt am Main mit den drei genannten Graden über die zweite, die Andreasloge „Fides Immortalis“ in Fankfurt am Main mit weiteren drei Graden, in die darauf aufbauende dritte, das Ordenskapitel „Coronata“, auch in Frankfurt am Main, mit vier weiteren Graden oder Erkenntnisstufen. Wenn Sie mit uns übereinstimmen, dass Humanität und Toleranz die höchsten Güter der Menschheit sind und dass die Verwirklichung der Prinzipien „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ zu Frieden und sozialer Gerechtigkeit führen, dann informieren Sie sich weiter über uns - oder nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf! Text nach Wolfgang Nieft und Hans R. Kirchhoff, Kassel
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